Wer bitte kippt heißes Wasser in seinen Espresso und nennt das eine gute Idee? Oder gar ein echtes Kaffee-Rezept?
Wer bitte kippt heißes Wasser in seinen Espresso und nennt das eine gute Idee? Oder gar ein echtes Kaffee-Rezept?
Eigentlich müsste der Cafe Americano nicht funktionieren. Schließlich wird Espresso nicht ohne Grund so extrahiert, wie er extrahiert wird. Seit es Kaffeevollautomaten gibt, hat sich die Notlösung aus Italien allerdings zur echten Alternative zu Lungo oder Kaffee Crema etabliert.
Denn stimmt das Mischverhältnis von Heißwasser und Espresso, schafft diese Kuriosität unter den italienischen Kaffeespezialitäten einen gekonnten Mix aus Filterkaffee-Feinheit und Espresso-Stärke. Höchste Zeit also, das Rezept genauer unter die Lupe zu nehmen.
Was ist ein Americano?
Ein Cafe Americano ist ein Espresso, der nachträglich mit heißem Wasser verlängert wird. Das macht ihn zur Siebträger-Alternative zum klassischen Filterkaffee. Der Geschmack ist intensiver, während Bitterstoffe und Säuren eines Espressos durch die Verdünnung abgemildert werden.
Streng genommen braucht es für die Zubereitung eines Americano eine Siebträgermaschine, das Kaffeegetränk hat sich jedoch zu einer Spezialität vieler Kaffeevollautomaten entwickelt – ob als Teil des Getränkemenüs oder als manuelle Alternative zu vorprogrammiertem Lungo oder Kaffee Crema.
Herkunft: Warum heißt es Americano?
Americano heißt übersetzt – natürlich – amerikanisch. Gemeint sind amerikanische Soldaten in Italien, die im Zweiten Weltkrieg mit typischem Espresso nicht klarkamen. Zu stark! Zu geringe Menge! So gar nicht Kaffee! Deshalb mussten sich italienische Baristi etwas einfallen lassen.
Sie bezogen kurzerhand einen italienischen Espresso aus ihrer Siebträgermaschine und verlängerten ihn anschließend mit heißem Wasser. Für die Cuppa Joe-Banausen aus Amerika völlig ausreichend. Und ein unerwarteter Hit:
Die GI’s nahmen das Rezept mit nach Hause, brachten es in ihre Coffee Shops und die wiederum exportierten die Idee wieder zurück in die ganze Welt.
Angeblich wurde der Americano allerdings schon im 1928 erschienenen Roman “Ashenden: Or, the British Agent“ von Somerset Maugham erwähnt. Zumindest bestellt dort eine Figur einen Americano, doch wird nicht geklärt, was sich dahinter verbirgt.
So oder so hat ein Americano vorrangig wenig mit Italien, aber alles mit ausländischen Kaffee-Gewohnheiten zu tun.
Die unterschiedlichen Schreibweisen
Caffè Americano, Cafe Americano oder doch nur Americano? Das macht im Grunde keinen Unterschied. Je nach Land oder Corporate Identity wird das Getränk etwas anders geschrieben. Komplett bescheuert sind nur Kombinationen wie Americano Espresso.
Unterschied Caffé Americano & Caffé Crema
Bei Kaffeespezialitäten, die sowieso nur auf Kaffee und Wasser beruhen, kann man streng genommen kaum von Unterschieden sprechen. Allerdings sieht das beim Unterschied zwischen Americano und Caffé Crema doch anders aus. Wir vergleichen im Grunde Äpfel mit Sellerie.
Während Americano eben Espresso mit nachträglich hinzugefügtem Wasser ist, ist Caffè Crema (in allen Schreibweisen) ein Vollautomaten-Espresso, der während der Zubereitung mit mehr Wasser extrahiert wird.
Je nach Wassermenge, verwendeten Espressobohnen, Röstung usw. ähnelt der Crema noch mehr einem Filterkaffee als der Americano.
Das Getränk Caffè Crema existiert in verschiedenen Ländern und Traditionen. Die speziellen Spezial-Bohnen, die im Supermarkt dafür angeboten werden, sind aber ein absoluter Mythos. Kaffee Crema kommt aus der Maschine, nicht in die Maschine.
Was ist der Unterschied zwischen Americano und Caffé Lungo?
Ein Caffé Lungo wird direkt mit mehr Wasser extrahiert, ähnelt also einem Kaffee Crema. Es handelt sich jedoch um “echten” Espresso aus einer Siebträgermaschine – auch wenn Vollautomatenhersteller praktisch immer einen Lungo zu ihren Kaffeespezialitäten zählen.
Da das Plus an Heißwasser hier direkt durch den Espresso extrahiert wird, wird der Geschmack insgesamt milder. Bei superdunklen, fast schwarzen italienischen Espressobohnen ist das manchmal eine ziemlich gute Idee.
Caffé Americano: Rezept & Zubereitung in 4 Schritten
Espresso mit Wasser aufgießen – kann das so schwer sein? Grundsätzlich nicht. Zumindest, wenn ihr wisst, wie man einen anständigen Espresso zubereiten sollte. Ob das am Kaffeevollautomaten oder an der Siebträgermaschine passiert, ist für diesen Klassiker egal.
Das richtige Kaffee-Wasser-Verhältnis?
Americano ist keine exakte Wissenschaft – trotz all der Geschichte dahinter. Die empfohlene Wassermenge varriiert sowie zwischen Verhältnissen von 1:1 bis 1:3. Euer Geschmack entscheidet. Bedenkt nur eins:
1. Espresso zubereiten
Bereitet einen Single Shot Espresso im Siebträger oder Vollautomaten zu. Welche Kaffeebohnen ihr nehmt, ist euch überlassen. Ich empfehle (wie immer) eher mittlere als dunkle Espresso-Röstungen, auch wenn der Americano durchaus mehr dunkle Intensität verträgt.
2. Wasser kochen
Sowohl Siebträgermaschinen als auch Vollautomaten besitzen eine Heißwasser-Funktion. Sollte das nicht der Fall sein, kocht Wasser im Wasserkocher und lasst es auf etwa 94 Grad abkühlen. Das entspricht der Brühtemperatur von Espresso und passt damit besser zur Mischung.
3. Richtig aufgießen
Normalerweise wird erst der Espresso zubereitet und dann das Wasser aufgegossen. Ich mache es andersherum. Landet nämlich erst das Wasser im Espresso- oder Kaffeeglas, kann der Kaffee darauf bezogen werden und die charakteristische Crema-Schaumschicht bleibt erhalten.
4. Servieren
Auch wenn Americano wie Kaffee serviert und (länger) getrunken wird, solltet ihr eure Gefäße wie bei Espresso vorwärmen. Ansonsten gibt es keine Vorgaben – Löffel, Keks, Zucker? Macht, was ihr wollt.
Die besten Kaffeebohnen
Wir haben schon angesprochen, dass Americano alle Spielarten von Espresso beherrscht – zumindest, wenn er fachgerecht zubereitet wird und am besten aus dem Siebträger kommt. Ich würde jedoch keine zu hellen, fruchtigen Röstungen verwenden.
Je nach Mischverhältnis, Mahlgrad usw. zeigen die Bohnen als verlängerter Espresso schnell zu viel Säure, die als “Kaffee” getrunken einfach keinen Spaß macht. Setzt lieber auf frische Bohnen mit dominanter Schokolade.
Bitterstoffe sollten ebenso keine Hauptrolle spielen, aber die Röstung darf gern mehr Intensität zeigen. Ich würde zum Beispiel nicht zu meinen KLASSIK-Bohnen greifen, sondern der KRÄFTIG-Mischung den Vortritt lassen.
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Kann ein Kaffeevollautomat Caffé Americano?
Jeder Kaffeevollautomat kann Americano – solange er irgendwie heißes Wasser produzieren kann. Hochwertige Geräte – zum Beispiel Jura Kaffeevollautomaten – erledigen das vollautomatisch und schreiben den amerikanischen Kaffee in ihre Liste an Kaffeespezialitäten.
Noch besser sind allerdings einfache Kaffeevollautomaten mit Dampfdüse. Diese ist gleichzeitig ein Wasserauslass und ihr habt die Menge an Wasser im Verhältnis zu Espresso komplett selbst in der Hand.
Kann man Americano ohne Maschine zubereiten?
Da ein Americano sowieso nur ein verhunzter Espresso ist, könnt ihr zur Not auch andere Kaffee-Arten verwenden, die sich in Sachen Geschmack am Espresso orientieren. Die Herdkanne funktioniert immer, die AeroPress ebenso.Heißes Wasser geht natürlich auch im Topf.
Variationen: Long Black und Iced Caffé Americano
Es gibt wirklich keine Kaffee-Idee, die das Internet (oder Starbucks) nicht zu weiteren Abwandlungen inspirieren würde. Um Americano einen anderen Geschmack zu geben, wird mal die Wassermenge verändert, mal wird heißes Wasser gegen kaltes ausgetauscht.
Long Black
In Australien und Neuseeland ist der Long Black öfter zu finden als der Americano. Der Unterschied liegt weder in den Kaffeesorten noch im Mahlgrad etc. Es ist einfach der heimische Name für das umgekehrte Zusammengeben von Kaffee und Wasser.
Iced Americano
Ihr ahnt es: Wenn Espresso direkt über Eiswürfel bezogen und mit kaltem Wasser aufgegossen wird, ist das ein Iced Americano. Ich finde, hier kann man jedoch schnell übers Ziel hinausschießen.
Fazit: Kaffee ist immer eine Frage von Geschmack
Auch wenn es so klingt, als würde ich über Cafe Americano herziehen, bestelle ich ihn unterwegs ziemlich häufig. Vor allem, wenn ich der Kaffeemaschine einer Kaffeebutze nicht vertraue oder nicht weiß, welchen Style der Barista bei Espresso-Bohnen und Zubereitung hat.
Americano ist tatsächlich eine sichere Bank, weil er selbst dann noch einen anständigen Kaffee liefert, wenn es um Frische, Methode oder Extraktion nur halb so gut bestellt ist. Und allein dafür muss man dieses Kaffee-Rezept lieben.
Seht ihr das auch so? Hinterlasst mir gern einen Kommentar!